Das Beur­kun­dungs­ge­bot

 
Stich­wor­te
Prü­fung Bau­trä­ger­ver­trag, Beur­kun­dungs­ge­bot, Ein­heit­li­cher Ver­trag, Bedingung

Bun­des­ge­richts­hof
Urteil v. 29.01.2021 – V ZR 139/19

Lang­fas­sung

Leit­sät­ze

Dass ein beur­kun­dungs­be­dürf­ti­ges Grund­stücks­ge­schäft unter der Bedin­gung des Zustan­de­kom­mens oder des Fort­be­stands eines ande­ren Rechts­ge­schäfts vor­ge­nom­men wird, recht­fer­tigt für sich genom­men nicht die Annah­me, dass die Rechts­ge­schäf­te nach dem Wil­len der Par­tei­en eine Ein­heit bil­den und daher bei­de beur­kun­dungs­be­dürf­tig sind. Eine Geschäfts­ein­heit liegt nur vor, wenn Tei­le des ande­ren Rechts­ge­schäfts Inhalt des Grund­stücks­ge­schäfts sein sollen.

Ein nota­ri­el­ler Ver­trag, durch den sich jemand ver­pflich­tet, ein Grund­stück an eine Gemein­de zu über­eig­nen, ist daher nicht des­halb form­un­wirk­sam, weil er unter der (beur­kun­de­ten) auf­schie­ben­den Bedin­gung der Wirk­sam­keit eines nicht beur­kun­de­ten Durch­füh­rungs­ver­tra­ges i. S. v. § 12 Abs. 1 BauGB steht.

Die Ver­jäh­rungs­vor­schrift des § 196 BGB fin­det auf Besitz­über­tra­gungs­an­sprü­che ent­spre­chen­de Anwen­dung, wenn der Gläu­bi­ger die Besitz­ein­räu­mung neben der Ver­schaf­fung des Eigen­tums bean­spru­chen kann, wie dies etwa bei einem Grund­stücks­kauf­ver­trag der Fall ist.

Tat­be­stand:

1 Mit nota­ri­el­lem Ver­trag vom 11. Sep­tem­ber 2007 (nach­fol­gend: Grund­stücks­ver­trag) ver­pflich­te­te sich die Beklag­te zu 1, der kla­gen­den Gemein­de zwei noch zu ver­mes­sen­de Teil­flä­chen eines näher bezeich­ne­ten Grund­stücks zu über­tra­gen. Der Ver­trag wur­de „auf­schie­bend bedingt“ geschlos­sen und soll­te erst mit „Rechts­kraft“ des als Anla­ge 2 zur Urkun­de genom­me­nen vor­ha­ben­be­zo­ge­nen Bebau­ungs­pla­nes sowie mit „Rechts­kraft“ des als Anla­ge 3 zur Urkun­de genom­me­nen Durch­füh­rungs­ver­tra­ges zu die­sem Bebau­ungs­plan wirk­sam wer­den. Der Durch­füh­rungs­ver­trag wur­de – ohne nota­ri­el­le Beur­kun­dung – am 11. Dezem­ber 2007 geschlos­sen. Er regelt ins­be­son­de­re die Ver­pflich­tung der Beklag­ten zu 1 zur Erschlie­ßung, Pla­nung, Ver­mes­sung und zur Her­stel­lung der Infra­struk­tur in dem Plan­ge­biet. Eben­falls am 11. Dezem­ber 2007 beschloss der Rat der Klä­ge­rin den vor­ha­ben­be­zo­ge­nen Bebau­ungs­plan. Des­sen Bekannt­ma­chung erfolg­te am 9. Mai 2008 im Gemein­de­blatt. Spä­ter über­trug die Beklag­te zu 1 einen Teil der Grund­stücks­flä­chen, die Gegen­stand des Grund­stücks­ver­trags sind, auf die Beklag­te zu 2. Die­se wur­de 2012 als Eigen­tü­me­rin in das Grund­buch eingetragen.

2 Mit der Kla­ge ver­langt die Klä­ge­rin – soweit für das Revi­si­ons­ver­fah­ren von Inter­es­se – von der Beklag­ten zu 1 Her­aus­ga­be und Über­eig­nung von näher bezeich­ne­ten Grund­stü­cken, die nach der Neu­ver­mes­sung einer in dem Grund­stücks­ver­trag auf­ge­führ­ten Teil­flä­che ent­stan­den sind (Kla­ge­an­trag zu 1). Zudem ver­langt sie mit dem Kla­ge­an­trag zu 2 von bei­den Beklag­ten Her­aus­ga­be und Über­eig­nung einer Teil­flä­che des Grund­stücks, das die Beklag­te zu 1 auf die Beklag­te zu 2 über­tra­gen hat. Das Land­ge­richt hat die Kla­ge abge­wie­sen. Die Beru­fung der Klä­ge­rin ist ohne Erfolg geblie­ben. Mit der von dem Senat zuge­las­se­nen Revi­si­on, deren Zurück­wei­sung die Beklag­ten bean­tra­gen, ver­folgt die Klä­ge­rin ihre Ansprü­che auf Her­aus­ga­be und Über­eig­nung der Grund­stü­cke weiter.

Ent­schei­dungs­grün­de:

I.
nbsp;
3 Das Beru­fungs­ge­richt, des­sen Ent­schei­dung unter ande­rem in Mitt­Bay­Not 2019, 615 ver­öf­fent­licht ist, meint, der Klä­ge­rin stün­den kei­ne Ansprü­che aus dem Grund­stücks­ver­trag gegen die Beklag­te zu 1 und in der Fol­ge auch kei­ne Ansprü­che gegen die Beklag­te zu 2 zu. Ver­jährt sei­en die Ansprü­che aller­dings nicht. Die zehn­jäh­ri­ge Ver­jäh­rungs­frist habe erst mit der Bekannt­ma­chung der Sat­zung am 9. Mai 2008 begon­nen. Die in dem Ver­trag für die Über­eig­nungs­pflicht vor­aus­ge­setz­te auf­schie­ben­de Bedin­gung der „Rechts­kraft“ des vor­ha­ben­be­zo­ge­nen Bebau­ungs­plans sei erst zu die­sem Zeit­punkt ein­ge­tre­ten. Nach all­ge­mei­nem Sprach­ge­brauch wer­de eine Ent­schei­dung oder Rege­lung als rechts­kräf­tig bezeich­net, wenn sie gül­tig, end­gül­tig, ver­bind­lich und unan­fecht­bar sei. Gemäß § 10 Abs. 3 Satz 4 BauGB wer­de der Bebau­ungs­plan erst durch sei­ne Bekannt­ma­chung rechts­ver­bind­lich. Die am 7. Mai 2018 bei Gericht ein­ge­gan­ge­ne und auch dem­nächst zuge­stell­te Kla­ge habe des­halb zu einer Ver­jäh­rungs­hem­mung geführt.

4 Ansprü­che aus dem Grund­stücks­ver­trag schei­ter­ten aber dar­an, dass die zwei­te auf­schie­ben­de Bedin­gung – die „Rechts­kraft“ des Durch­füh­rungs­ver­tra­ges nicht ein­ge­tre­ten sei. Die­ser sei näm­lich gemäß § 125 Satz 1 BGB wegen eines Form­man­gels nich­tig. Zwi­schen Grund­stücks- und Durch­füh­rungs­ver­trag bestehe eine recht­li­che Ein­heit, die zur Beur­kun­dungs­be­dürf­tig­keit auch des Durch­füh­rungs­ver­tra­ges füh­re, weil der Über­tra­gungs­ver­trag im Wege der auf- schie­ben­den Bedin­gung von des­sen Wirk­sam­keit abhän­gen sol­le. Eine gewoll­te Abhän­gig­keit kön­ne kaum deut­li­cher zum Aus­druck gebracht wer­den als durch eine sol­che Bedin­gung. Eine Ver­knüp­fung und Abhän­gig­keit des Grund­stücks­ver­trags von dem Durch­füh­rungs­ver­trag im Sin­ne einer recht­li­chen Ein­heit bei­der Ver­trä­ge lie­ge daher schon nach dem Wort­laut des Ver­trags­tex­tes ein­deu­tig vor.

II.

5 Dies hält recht­li­cher Nach­prü­fung nicht stand. Mit der von dem Beru­fungs­ge­richt gege­be­nen Begrün­dung las­sen sich die von der Klä­ge­rin gel­tend gemach­ten Ansprü­che nicht verneinen.

6 1. Rich­tig ist aller­dings der Aus­gangs­punkt des Beru­fungs­ge­richts. Die in dem Grund­stücks­über­tra­gungs­ver­trag ent­hal­te­ne Ver­pflich­tung der Beklag­ten zu 1, die im Kla­ge­an­trag zu 1 genann­ten Grund­stü­cke an die Klä­ge­rin her­aus­zu­ge- ben und an die­se zu über­eig­nen, wäre nicht wirk­sam, wenn zwi­schen dem Grund­stücks­ver­trag und dem Durch­füh­rungs­ver­trag eine recht­li­che Ein­heit bestün­de. Dann wäre auch der Durch­füh­rungs­ver­trag nach § 311b Abs. 1 Satz 1 BGB beur­kun­dungs­be­dürf­tig und man­gels Beur­kun­dung gemäß § 125 Satz 1 BGB form­nich­tig. In der Fol­ge fehl­te es an der in dem Grund­stücks­ver­trag ver­ein­bar­ten auf­schie­ben­den Bedin­gung der „Rechts­kraft“ des Durch­füh­rungs­ver­tra­ges. Da nur gericht­li­che Ent­schei­dun­gen, nicht aber Ver­trä­ge in Rechts­kraft erwach­sen kön­nen, kann mit Rechts­kraft bei der gebo­te­nen inter­es­sen­ge­rech­ten Aus­le­gung nur die Wirk­sam­keit des Durch­füh­rungs­ver­tra­ges gemeint sein. Im Übri­gen wäre bei einer recht­li­chen Ein­heit bei­der Ver­trä­ge nicht nur die Bedin­gung nicht ein­ge­tre­ten, son­dern der Grund­stücks­ver­trag selbst, aus dem die Klä- gerin ihre Ansprü­che her­lei­tet, wäre gemäß § 125 Satz 1, § 139 BGB nich­tig und der Kla­ge­an­trag zu 1 auch des­halb abzuweisen.

7 2. Die Fest­stel­lun­gen des Beru­fungs­ge­richts tra­gen aber sei­ne Annah­me nicht, der – nicht beur­kun­de­te und als sol­cher nicht beur­kun­dungs­be­dürf­ti­ge (vgl. § 11 Abs. 3 BauGB) – Durch­füh­rungs­ver­trag und der Grund­stücks­ver­trag bil­de­ten eine recht­li­che Ein­heit, so dass nach § 311b Abs. 1 Satz 1 BGB auch der Durch­füh­rungs­ver­trag hät­te beur­kun­det wer­den müssen.

8 a) Nach § 311b Abs. 1 Satz 1 BGB bedarf ein Ver­trag, durch den sich der eine Teil ver­pflich­tet, das Eigen­tum an einem Grund­stück zu über­tra­gen oder zu erwer­ben, der nota­ri­el­len Beur­kun­dung. Dem Form­zwang unter­liegt der „Ver­trag“, d.h. alle Ver­ein­ba­run­gen, aus denen sich nach dem Wil­len der Par­tei­en das schuld­recht­li­che Ver­äu­ße­rungs­ge­schäft zusam­men­setzt (st. Rspr., vgl. etwa Se- nat, Urteil vom 13. Novem­ber 1953 – V ZR 173/52, LM Nr. 3 zu § 313 BGB; Urteil vom 20. Dezem­ber 1974 – V ZR 132/73, BGHZ 63, 359, 361; Urteil vom 23. Sep- tem­ber 1977 – V ZR 90/75, BGHZ 69, 266, 268; Urteil vom 6. April 1979 – V ZR 72/74, BGHZ 74, 346, 348; Urteil vom 20. Juni 1980 – V ZR 84/79, NJW 1981, 222; Urteil vom 14. Sep­tem­ber 2018 – V ZR 213/17, ZfIR 2018, 395 Rn. 5; sie­he auch schon RGZ 103, 295, 297; 145, 246, 247). Es muss alles beur­kun­det wer­den, was nach dem Wil­len der Par­tei­en Inhalt des schuld­recht­li­chen Ver­äu­ße­rungs­ge­schäfts wer­den soll. Somit bedür­fen bei (ein­heit­li­chen) Rechts­ge­schäf­ten, die sich aus beur­kun­dungs­be­dürf­ti­gen und für sich genom­men nicht beur­kun­dungs­be­dürf­ti­gen Tei­len zusam­men­set­zen, auch letz­te­re der Beurkundung.

9 b) Ob ein ein­heit­li­ches und damit ins­ge­samt nach § 311b Abs. 1 Satz 1 BGB beur­kun­dungs­be­dürf­ti­ges Rechts­ge­schäft vor­liegt, rich­tet sich nach dem Wil­len der Ver­trags­par­tei­en, nament­lich nach der von ihnen gewoll­ten Ver­knüp­fung des Grund­stücks­ge­schäfts mit dem für sich genom­men nicht beur­kun­dungs­be­dürf­ti­gen Rechts­ge­schäft, und unter­liegt tat­rich­ter­li­cher Wür­di­gung unter Berück­sich­ti­gung aller Umstän­de des jewei­li­gen Ein­zel­falls (vgl. Senat, Urteil vom 10. Okto­ber 1986 – V ZR 247/85, NJW 1987, 1069; Urteil vom 26. Okto­ber 1990
– V ZR 22/89, BGHZ 112, 376, 378; BGH, Urteil vom 13. Febru­ar 2003 – IX ZR 76/99, NJW-RR 2003, 1565; Urteil vom 12. Febru­ar 2009 – VII ZR 230/07, WM 2009, 1338 Rn. 15).

10 c) Wer­den – wie hier – zwei Ver­trä­ge äußer­lich getrennt von­ein­an­der abge­schlos­sen, begrün­det dies eine tat­säch­li­che Ver­mu­tung dafür, dass sie nach dem Par­tei­wil­len auch unab­hän­gig von­ein­an­der gewollt sind und dies durch die Tren­nung zum Aus­druck gebracht wer­den soll­te (vgl. RGZ 103, 295, 297; Senat, Urteil vom 10. Okto­ber 1986 – V ZR 247/85, NJW 1987, 1069; Senat, Urteil vom 7. Febru­ar 1986 – V ZR 176/84, NJW 1986, 1983, 1984, inso­weit nicht abge­druckt in BGHZ 97, 147; BGH, Urteil vom 7. Dezem­ber 1989 – VII ZR 343/88, NJW-RR 1990, 340, 341). Die­se Ver­mu­tung kann zwar ent­kräf­tet wer­den. Hier­zu bedarf es aber genü­gen­der Anhalts­punk­te für die Annah­me, dass die Ver­trä­ge unge­ach­tet der äußer­li­chen Tren­nung nach dem Wil­len der Par­tei­en eine recht­li­che Ein­heit bil­den soll­ten (vgl. Senat, Urteil vom 9. Juli 1993 – V ZR 144/91, NJW-RR 1993, 1421, 1422; vgl. auch BGH, Urteil vom 13. Febru­ar 2003 – IX ZR 76/99, NJW-RR 2003, 1565, 1566).

11 d) Dass ein beur­kun­dungs­be­dürf­ti­ges Grund­stücks­ge­schäft unter der Bedin­gung des Zustan­de­kom­mens oder des Fort­be­stands eines ande­ren Rechts­ge­schäfts vor­ge­nom­men wird, recht­fer­tigt für sich genom­men nicht die Annah­me, dass die Rechts­ge­schäf­te nach dem Wil­len der Par­tei­en eine Ein­heit bil­den und daher bei­de beur­kun­dungs­be­dürf­tig sind. Eine Geschäfts­ein­heit liegt nur vor, wenn Tei­le des ande­ren Rechts­ge­schäfts Inhalt des Grund­stücks­ge­schäfts sein sollen.

12 aa) Der Bun­des­ge­richts­hof hat aller­dings wie­der­holt for­mu­liert, dass an sich selb­stän­di­ge Ver­ein­ba­run­gen jeden­falls dann ein ein­heit­li­ches Rechts­ge­schäft dar­stel­len, wenn sie nach den Vor­stel­lun­gen der Betei­lig­ten in einem sol­chen recht­li­chen Zusam­men­hang ste­hen, dass sie nicht jeweils für sich allein gel­ten, son­dern mit­ein­an­der „ste­hen und fal­len“ sol­len (vgl. etwa Senat, Urteil vom 31. Mai 1974 – V ZR 111/72, DNotZ 1975, 87, 89; Urteil vom 27. Okto­ber 1982 – V ZR 136/81, NJW 1983, 565; Urteil vom 16. Juli 2004 – V ZR 222/03, WM 2005, 991; BGH, Urteil vom 24. Sep­tem­ber 1987 – VII ZR 306/86, BGHZ 101, 393, 396; Urteil vom 9. Juli 1992 – IX ZR 209/91, NJW 1992, 3237, 3238; Urteil vom 22. Juli 2010 – VII ZR 246/08, BGHZ 186, 345 Rn. 8). Eine wech­sel­sei­ti­ge Abhän­gig­keit ist hier­für nicht erfor­der­lich; viel­mehr reicht es aus, wenn das Grund­stücks­ge­schäft aus Sicht der Ver­trags­part­ner untrenn­bar von dem ande­ren Geschäft abhängt (vgl. Senat, Urteil vom 26. Novem­ber 1999 – V ZR 251/98, NJW 2000, 951 f.; BGH, Urteil vom 13. Juni 2002 – VII ZR 321/00, NJW 2002, 2559, 2560).

13 bb) Dar­aus darf aber nicht geschlos­sen wer­den, wie es das Beru­fungs­ge- richt getan hat, dass eine sol­che Abhän­gig­keit schon dann besteht, wenn die Ver­trags­part­ner das Grund­stücks­ge­schäft unter die auf­schie­ben­de Bedin­gung der Wirk­sam­keit eines ande­ren Ver­tra­ges – hier des Durch­füh­rungs­ver­tra­ges – stellen.

14 (1) Für die Fra­ge, ob zwei Ver­ein­ba­run­gen nach dem Wil­len der Ver­trags­par­tei­en eine recht­li­che Ein­heit bil­den, kommt es nicht auf die rechts­tech­ni­sche Art der Ver­knüp­fung an, also dar­auf, ob das Grund­stücks­ge­schäft von dem Zustan­de­kom­men oder Fort­be­stand des ande­ren Geschäfts durch eine auf­schie­ben­de oder auf­lö­sen­de Bedin­gung abhän­gig gemacht wird, ob ein Rück­tritts­recht ver­ein­bart oder ob das ande­re Geschäft als „Geschäfts­grund­la­ge“ des Grund­stücks­ge­schäfts auf­ge­führt wird (zutref­fend Staudinger/Schumacher, BGB [2018], § 311b Rn. 176; MüKoBGB/Ruhwinkel, 8. Aufl., § 311b Rn. 60; Erman/Grziwotz, BGB, 16. Aufl., § 311b BGB Rn. 53; Soergel/Mayer, BGB, 13. Aufl., § 311b Rn. 132, 134; BeckOGK/Schreindorfer, BGB [1.12.2020], § 311b Rn. 187; jurisPK-BGB/Lud­wig, 9. Aufl., § 311b Rn. 235 f.; Weber, RNotZ 2016, 377, 379; aA Kor­te DNotZ 1984, 3, 7 ff.; ders., Hand­buch der Beur­kun­dung von Grund­stücks­ge­schäf­ten, 1990, Kap. 3 Rn. 17 ff.). So wie einer­seits die Ver­ein­ba­rung eines Rück­tritts­rechts die Annah­me der recht­li­chen Ein­heit zwei­er Ver­ein­ba­run­gen nicht von vorn­her­ein aus­schließt (vgl. etwa BGH, Urteil vom 22. Juli 2010 – VII ZR 246/08, BGHZ 186, 345 Rn. 9; Urteil vom 12. Febru­ar 2009 – VII ZR 230/07, WM 2009, 1338 Rn. 17; Urteil vom 7. Dezem­ber 1989 – VII ZR 343/88, NJW-RR 1990, 340, 341; Urteil vom 24. Sep­tem­ber 1987 – VII ZR 306/86, BGHZ 101, 393, 398), ist ande­rer­seits nicht stets von einer recht­li­chen Ein­heit aus­zu­ge­hen, wenn der Abschluss oder Fort­be­stand der einen Ver­ein­ba­rung zur Bedin­gung der ande­ren gemacht oder für den Fall des Nicht­zu­stan­de­kom­mens oder der Been­di­gung einer Ver­ein­ba­rung das Recht zum Rück­tritt von der ande­ren vor­ge­se­hen wird.

15 (2) Maß­geb­lich ist viel­mehr, ob Tei­le des für sich genom­me­nen nicht be- urkun­dungs­be­dürf­ti­gen Ver­tra­ges Inhalt des Grund­stücks­ge­schäfts wer­den sol­len. Beur­kun­dungs­be­dürf­tig ist nach § 311b Abs. 1 Satz 1 BGB näm­lich der gesam­te Inhalt der getrof­fe­nen Ver­ein­ba­run­gen des Grund­stücks­ge­schäfts. Nicht beur­kun­dungs­be­dürf­tig sind dage­gen Erklä­run­gen, die kei­nen Rege­lungs­cha­rak­ter haben, wie etwa vor Ver­trags­schluss mit­ge­teil­te Infor­ma­tio­nen oder die Moti­ve der Par­tei­en für den Ver­trags­schluss (vgl. MüKoBGB/Ruhwinkel, 8. Aufl., § 311b Rn. 54; Soergel/J. May­er, BGB, 13. Aufl., § 311b Rn. 94; Staudinger/Schumacher, BGB [2018], § 311b Rn. 155; BeckOGK/Schreindorfer, BGB [1.6.2020], § 311b Rn. 151). Dies folgt dar­aus, dass sich der Ver­trag nur aus den Wil­len­ser- klä­run­gen der Ver­trags­par­tei­en zusam­men­setzt, die Rege­lungs­cha­rak­ter haben. Nur hier­auf bezie­hen sich die Schutz­zwe­cke des Form­ge­bots und die Beleh­rungs­pflich­ten des Notars (vgl. Senat, Urteil vom 30. Juni 2006 – V ZR 148/05, NJW-RR 2006, 1292 Rn. 12 f.). Ent­schei­dend ist folg­lich, wel­che Vor­stel­lun­gen die Par­tei­en mit der von ihnen gewähl­ten Ver­knüp­fung ver­bin­den. Soll das Zustan­de­kom­men des Grund­stücks­ge­schäfts davon abhän­gig sein, dass ein ande­res, für sich genom­men nicht beur­kun­dungs­be­dürf­ti­ges Geschäft ledig­lich zustan­de kommt bzw. fort­be­steht, so ist es im Hin­blick auf den Schutz­zweck des Beur­kun­dungs­er­for­der­nis­ses aus­rei­chend, dass die­se Ver­knüp­fung, hier also die Bedin­gung, beur­kun­det wird (vgl. Senat, Urteil vom 26. Novem­ber 1999 – V ZR 251/98, NJW 2000, 951, 952; Urteil vom 7. April 2000 – V ZR 83/99, WM 2000, 1404, 1405; BGH, Urteil vom 16. März 1988 – VIII ZR 12/87, BGHZ 104, 18, 22 f.; Urteil vom 13. Febru­ar 2003 – IX ZR 76/99, NJW-RR 2003, 1565, 1567). Denn der Inhalt der von den Par­tei­en getrof­fe­nen Rege­lung besteht nur in die­ser Ver- knüp­fung. Haben sie hin­ge­gen den Wil­len, die Ver­trä­ge inhalt­lich mit­ein­an­der zu ver­knüp­fen, sol­len also Rege­lun­gen des Grund­stücks­ge­schäfts nur gemein­sam mit Rege­lun­gen des ande­ren Ver­tra­ges gel­ten, so liegt ein ein­heit­li­ches Rechts- geschäft vor, das ins­ge­samt beur­kun­dungs­be­dürf­tig ist (zutref­fend Staudinger/Schumacher, BGB [2018], § 311b Rn. 176; vgl. auch Keim, RNotZ 2005, 102, 104; ähn­lich Weber, RNotZ 2016, 377, 380 ff.).

16 e) Ein nota­ri­el­ler Ver­trag, durch den sich jemand ver­pflich­tet, ein Grund­stück an eine Gemein­de zu über­eig­nen, ist daher nicht des­halb form­un­wirk­sam, weil er unter der (beur­kun­de­ten) auf­schie­ben­den Bedin­gung der Wirk­sam­keit eines nicht beur­kun­de­ten Durch­füh­rungs­ver­tra­ges i.S.v. § 12 Abs. 1 BauGB steht.

17 f) Da hier die auf­schie­ben­de Bedin­gung, unter der der Grund­stücks­ver­trag stand, beur­kun­det wor­den ist, hängt die – unter dem Gesichts­punkt eines ein­heit­li­chen Rechts­ge­schäfts zu prü­fen­de – Form­be­dürf­tig­keit des Durch­füh­rungs­ver­tra­ges davon ab, ob die hier­für erfor­der­li­che inhalt­li­che Ver­knüp­fung zwi­schen bei­den Ver­trä­gen vor­liegt, ob also die Über­tra­gung der Grund­stücks­flä­chen nach dem Wil­len der Ver­trags­part­ner über die mit­tels der Bedin­gung ver­bun­de­ne Ver­knüp­fung hin­aus – von dem Inhalt der Rege­lun­gen des Durch­füh­rungs­ver­tra­ges abhän­gig war. Dies hat das Beru­fungs­ge­richt – von sei­nem Aus­gangs­punkt fol­ge­rich­tig – nicht geprüft.

18 3. Die Abwei­sung des (allein) gegen die Beklag­te zu 1 gerich­te­ten Kla­ge­an­trags zu 1 stellt sich nicht aus ande­ren Grün­den als rich­tig dar (§ 561 ZPO).

19 a) Der Durch­füh­rungs­ver­trag ist auf der Grund­la­ge der bis­her getrof­fe­nen Fest­stel­lun­gen des Beru­fungs­ge­richts nicht bereits für sich genom­men form­nich­tig mit der Fol­ge, dass die in dem Grund­stücks­ver­trag für die Ansprü­che auf Über­eig­nung und Über­ga­be vor­aus­ge­setz­te Wirk­sam­keit („Rechts­kraft“) des Durch- füh­rungs­ver­tra­ges feh­len würde.

20 aa) Ein Durch­füh­rungs­ver­trag i.S.d. § 12 Abs. 1 BauGB unter­liegt als öf- fent­lich-recht­li­cher Ver­trag und Unter­fall des städ­te­bau­li­chen Ver­tra­ges zwi­schen der Gemein­de und dem Vor­ha­ben­trä­ger grund­sätz­lich nur dem Erfor­der­nis der Schrift­form (§ 11 Abs. 3 BauGB und § 57 VwVfG NRW; vgl. BVerwG, ZfBR 2012, 38 f.; BGH, Urteil vom 18. Mai 2006 – III ZR 396/04, ZfIR 2006, 770 Rn. 8 zu § 7 BauGBMaßnG a.F.). Die Form­vor­schrif­ten des Bür­ger­li­chen Gesetz­bu­ches – mit­hin auch § 311b Abs. 1 Satz 1 BGB – fin­den jedoch nach § 11 Abs. 3 BauGB, § 57, § 62 Satz 2 VwVfG NRW ent­spre­chen­de Anwen­dung (vgl. BVerwG, DNotZ 2010, 549, 550; BVerw­GE 70, 247, 254 f.; BT-Drucks. 13/6392 S. 50).

21 bb) Hier wäre der Durch­füh­rungs­ver­trag form­be­dürf­tig, wenn er eine Ver- pflich­tung der Beklag­ten zu 1 ent­hiel­te, Grund­stü­cke auf die Klä­ge­rin zu über­tra­gen. Aus § 1 Nr. 2 des Durch­füh­rungs­ver­tra­ges ergibt sich eine sol­che Ver­pflich­tung nicht. Aus­weis­lich des als Anla­ge K 3 zur Akte gereich­ten Durch­füh­rungs­ver­tra­ges, der von dem Beru­fungs­ge­richt im Zurück­wei­sungs­be­schluss in Bezug genom­men wor­den ist, hat der Inves­tor „alle öffent­li­chen Grund­stücks­flä­chen inner­halb des Plan­ge­bie­tes auf die Gemein­de über­tra­gen“. Eine beur­kun­dungs­pflich­ti­ge Ver­pflich­tung ist mit die­ser auf die Ver­gan­gen­heit bezo­ge­nen Erklä­rung nicht verbunden.

22 An die ent­ge­gen­ste­hen­de Fest­stel­lung des Ver­trags­wort­lauts durch das Beru­fungs­ge­richt in dem Zurück­wei­sungs­be­schluss, wonach die Beklag­te zu 1 nach § 1 Nr. 2 des Durch­füh­rungs­ver­tra­ges die Grund­stücks­flä­chen auf die Klä­ge­rin „zu über­tra­gen“ habe, ist der Senat nicht gebun­den, auch wenn kein Berich­ti­gungs­an­trag gemäß § 320 ZPO gestellt wur­de. Zwar ist die­se Vor­schrift ent­ge­gen der von dem Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten der Klä­ge­rin in der münd­li­chen Ver­hand­lung ver­tre­te­nen Auf­fas­sung nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ge­richts­hofs auf End­ent­schei­dun­gen (ent­spre­chend) anwend­bar, die als mög­li­cher Gegen­stand einer Rechts­be­schwer­de oder – wie hier – einer Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de einer Sach­ver­halts­dar­stel­lung nebst recht­li­cher Begrün- dung bedür­fen und in einem Beschluss­ver­fah­ren erge­hen (BGH, Beschluss vom 15. April 2010 – IX ZB 175/09, WM 2010, 976 Rn. 7; Senat, Beschluss vom 20. März 2014 – V ZR 130/13, juris mwN). Aus dem Urteil des I. Zivil­se­nats des Bun­des­ge­richts­hofs vom 8. Novem­ber 2007 (NJW-RR 2008, 1566 Rn. 15 f.) ergibt sich nichts ande­res, da es hier­in (nur) um die feh­len­de Tat­be­stands­wir­kung (§ 314 ZPO) eines im schrift­li­chen Ver­fah­ren ergan­ge­nen erst­in­stanz­li­chen Urteils geht. Beweis­kraft kommt den tat­be­stand­li­chen Fest­stel­lun­gen in einem Beru­fungs­ur­teil oder einem Zurück­wei­sungs­be­schluss gemäß § 522 Abs. 2 ZPO aber nicht zu, wenn und soweit sie Wider­sprü­che, Lücken oder Unklar­hei­ten auf­wei­sen, die sich aus der Ent­schei­dung selbst erge­ben, wenn sie in Wider­spruch zu einem kon­kret in Bezug genom­me­nen schrift­sätz­li­chen Vor­brin­gen bzw. hier zu einer kon­kret in Bezug genom­me­nen Anla­ge ste­hen (vgl. BGH, Urteil vom 12. Mai 2015 – VI ZR 102/14, WM 2015, 1562 Rn. 48 mwN).

23 b) Den von der Klä­ge­rin mit dem Kla­ge­an­trag zu 1 gel­tend gemach­ten Ansprü­chen steht auch nicht die von der Beklag­ten zu 1 erho­be­ne Ein­re­de der Ver­jäh­rung (§ 214 BGB) ent­ge­gen. Hier­von geht das Beru­fungs­ge­richt im Ergeb­nis zutref­fend aus. Inso­weit ist zwi­schen dem Anspruch auf Über­eig­nung und dem Anspruch auf Besitz­ver­schaf­fung zu unterscheiden.

24 aa) Soweit es um den Anspruch auf Über­eig­nung der näher bezeich­ne­ten Grund­stü­cke geht, rich­tet sich die Ver­jäh­rung nach § 196 BGB und beträgt zehn Jah­re begin­nend mit der Ent­ste­hung des Über­eig­nungs­an­spruchs. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Revi­si­on ist der Ver­jäh­rungs­be­ginn nicht schon mit dem Rats­be­schluss am 11. Dezem­ber 2007 ein­ge­tre­ten, son­dern – frü­hes­tens – mit der Bekannt­ma­chung des Bebau­ungs­plans am 9. Mai 2008, durch die er gemäß § 10 Abs. 3 Satz 4 BauGB in Kraft getre­ten und damit „rechts­kräf­tig“ gewor­den ist. Des­halb hat die am 7. Mai 2008 bei Gericht ein­ge­gan­ge­ne und dem­nächst zuge­stell­te (§ 167 ZPO) Kla­ge die Ver­jäh­rung gehemmt (§ 204 Abs. 1 Nr. 1 BGB), wovon auch das Beru­fungs­ge­richt aus­geht. Soweit die Revi­si­ons­er­wi­de­rung rügt, das Beru­fungs­ge­richt habe nur unvoll­stän­dig den Aus­le­gungs­stoff für das von den Par­tei­en Gewoll­te berück­sich­tigt, weil es sich nicht mit dem Schrei­ben der Klä­ge­rin vom 9. Okto­ber 2007 befasst habe, in dem deren Bür­ger­meis­ter aus­führt, der Durch­füh­rungs­ver­trag wer­de „mit dem Inkraft­tre­ten der Sat­zung“ wirk­sam, wofür „noch der for­ma­le Sat­zungs­be­schluss durch den Gemein­de­rat (beab­sich­tigt in der nächs­ten Sit­zung am 11. Dezem­ber 2007) erfor­der­lich“ sei, bleibt das ohne Erfolg. Ohne dass es wei­te­rer Fest­stel­lun­gen bedürf­te, kann bei ver­stän­di­ger Wür­di­gung des Schrei­bens aus­ge­schlos­sen wer­den, dass die Klä­ge­rin ent­ge­gen § 10 Abs. 3 Satz 4 BauGB den Bebau­ungs­plan bereits vor der öffent­li­chen Bekannt­ma­chung als ver­bind­lich und damit als „rechts­kräf­tig“ im Sin­ne des Grund­stücks­ver­tra­ges anse­hen woll­te. Viel­mehr soll­ten erkenn­bar nur die nächs­ten Ver­fah­rens­schrit­te der Klä­ge­rin auf­ge­zeigt werden.

25 bb) Auch der mit dem Kla­ge­an­trag zu 1 gel­tend gemach­te Anspruch auf Her­aus­ga­be der Grund­stü­cke ist nicht ver­jährt. Die Ver­jäh­rungs­vor­schrift des § 196 BGB fin­det auf Besitz­über­tra­gungs­an­sprü­che ent­spre­chen­de Anwen­dung, wenn der Gläu­bi­ger die Besitz­ein­räu­mung neben der Ver­schaf­fung des Eigen­tums bean­spru­chen kann, wie dies etwa bei einem Grund­stücks­kauf­ver­trag und auch hier der Fall ist.

26 (1) Nach dem Wort­laut des § 196 BGB gilt die hier­in ange­ord­ne­te Ver­jäh- rungs­frist von zehn Jah­ren aller­dings – soweit hier von Inter­es­se – nur für „Ansprü­che auf Über­tra­gung des Eigen­tums an einem Grund­stück“. Ob die Vor­schrift auf Ansprü­che auf Ver­schaf­fung des Besit­zes an Grund­stü­cken, die nicht iso­liert, son­dern – wie hier – neben einem Über­eig­nungs­an­spruch gel­tend gemacht wer­den, (ent­spre­chen­de) Anwen­dung fin­det, wird unter­schied­lich beur­teilt (ver­nei­nend Palandt/Ellenberger, BGB, 80. Aufl., § 196 Rn. 6; Staudinger/Peters/Jacoby, BGB [Neu­be­ar­bei­tung 2019], § 196 Rn. 7; beja­hend MüKoBGB/Grothe, 8. Aufl., § 196 Rn. 6; Erman/­Schmidt-Räntsch, BGB, 16. Aufl., § 196 Rn. 9; NK-BGB/­Bud­zi­kie­wicz, 4. Aufl., § 196 Rn. 21; Prütting/Deppenkemper, BGB, 15. Aufl., § 196 Rn. 5; Beck­OK BGB/Henrich [1.11.2020], § 196 Rn. 9).

27 (2) Rich­tig ist die ana­lo­ge Anwen­dung des § 196 BGB. Nach der Gegen­auf­fas­sung wür­de der Anspruch auf Über­ga­be des Grund­stücks in der Regel­frist von drei Jah­ren (§ 195 BGB) ver­jäh­ren, so dass die Situa­ti­on ent­ste­hen könn­te, dass der Eigen­tums­ver­schaf­fungs­an­spruch gemäß § 196 BGB noch nicht ver­jährt ist, der beglei­ten­de Besitz­ver­schaf­fungs­an­spruch hin­ge­gen schon. Die Nicht­an­wen­dung von § 196 BGB wür­de den Gläu­bi­ger des­halb dazu zwin­gen, erst die Ver­schaf­fung des Eigen­tums ein­zu­kla­gen, um sich nach Voll­stre­ckung die­ses Anspruchs aus dem Eigen­tum den Besitz an der Sache zu ver­schaf­fen. Das ent­spricht nicht den Vor­stel­lun­gen des Gesetz­ge­bers, der zur Ver­mei­dung von Wer­tungs­wi­der­sprü­chen auch den Anspruch auf die Gegen­leis­tung in die lan­ge Ver­jäh­rung des § 196 BGB ein­be­zo­gen hat (vgl. Erman/­Schmidt-Räntsch, BGB, 16. Aufl., § 196 Rn. 9). Sähe man dies anders, müss­te erwo­gen wer­den, dem Schuld­ner die Erhe­bung der Ver­jäh­rungs­ein­re­de hin­sicht­lich des Über­ga­be­an­spruchs als treu­wid­rig (§ 242 BGB) zu ver­weh­ren. Sach­ge­rech­ter ist dem­ge­gen­über die ent­spre­chen­de Anwen­dung von § 196 BGB (so auch NK-BGB/­Bud- zikie­wicz, 4. Aufl., § 196 Rn. 21; MüKoBGB/Grothe, 8. Aufl., § 196 Rn. 6).

28 4. Erfolg hat die Revi­si­on auch inso­weit, als das Beru­fungs­ge­richt die Beru­fung der Klä­ge­rin gegen die Abwei­sung des gegen die Beklag­ten zu 1 und 2 gerich­te­ten Kla­ge­an­trags zu 2 zurück­ge­wie­sen hat.

29 a) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Revi­si­on liegt der abso­lu­te Revi­si­ons­grund des § 547 Nr. 6 ZPO aller­dings nicht vor. Das Beru­fungs­ge­richt ver­weist in der ange­grif­fe­nen Ent­schei­dung dar­auf, dass die Kla­ge gegen die Beklag­te zu 2 nicht begrün­det sein kön­ne, weil es bereits an einem Anspruch gegen die Beklag­te zu 1 feh­le. Bezo­gen auf die Beklag­te zu 1 soll­ten die Grün­de für die Abwei­sung des Kla­ge­an­trags zu 1 erkenn­bar ent­spre­chend gel­ten. Damit ist der Zurück­wei­sungs­be­schluss auch inso­weit mit Grün­den versehen.

30 b) Soweit es die Beklag­te zu 1 betrifft, wirkt sich der oben dar­ge­leg­te Rechts­feh­ler des Beru­fungs­ge­richts bei der Prü­fung des Kla­ge­an­trags zu 1 auch auf den Kla­ge­an­trag zu 2 aus. Ist der Grund­stücks­ver­trag wirk­sam und sind die bei­den in dem Ver­trag ver­ein­bar­ten auf­schie­ben­den Bedin­gun­gen ein­ge­tre­ten, steht der Klä­ge­rin auf der Grund­la­ge der bis­he­ri­gen Fest­stel­lun­gen des Beru­fungs­ge­richts auch ein Anspruch auf Über­eig­nung bzw. Her­aus­ga­be der in dem Kla­ge­an­trag zu 2 auf­ge­führ­ten Grund­stücks­flä­che zu. Einem sol­chen Anspruch steht nicht ent­ge­gen, dass das Grund­stück, auf dem sich die Teil­flä­che befin­det, zwi­schen­zeit­lich auf die Beklag­te zu 2 über­tra­gen wur­de. Dass der Beklag­ten zu 1 die Erfül­lung der in dem Grund­stücks­ver­trag auf­er­leg­ten Pflich­ten gemäß § 275 Abs. 1 und 2 BGB unmög­lich ist, ist nicht dargetan.

31 c) Es ist zudem nicht von vorn­her­ein aus­ge­schlos­sen, dass die Klä­ge­rin (auch) gegen die Beklag­te zu 2 den mit dem Kla­ge­an­trag zu 2 gel­tend gemach­ten Anspruch auf Über­eig­nung und Her­aus­ga­be der näher bezeich­ne­ten Grund­stücks­flä­che hat, obwohl die­se nicht ihre Ver­trags­part­ne­rin ist. Ein sol­cher Anspruch folgt aller­dings nicht aus dem Anfech­tungs­ge­setz, auf das die Klä­ge­rin nach den Fest­stel­lun­gen des Beru­fungs­ge­richts die Inan­spruch­nah­me der Be- klag­ten zu 2 in den Tat­sa­chen­in­stan­zen gestützt hat. Abge­se­hen davon, dass der Gläu­bi­ger gemäß § 11 AnfG nur Dul­dung der Zwangs­voll­stre­ckung, nicht jedoch Über­eig­nung von ver­meint­lich anfecht­bar erwor­be­nen Gegen­stän­den ver­lan­gen kann, fehlt es bereits, wie die Revi­si­ons­er­wi­de­rung zu Recht gel­tend macht, an einem Voll­stre­ckungs­ti­tel i.S.d. § 2 AnfG; zudem kom­men nur Zah­lungs­ti­tel als geeig­ne­te Titel in Betracht (vgl. nur BGH, Urteil vom 25. Okto ber 1990 – IX ZR 211/89, BGHZ 112, 356, 362). Nicht aus­ge­schlos­sen sind aber delikt­i­sche Ansprü­che der Klä­ge­rin gegen die Beklag­te zu 2.

III.

32 Das Beru­fungs­ur­teil kann danach kei­nen Bestand haben. Die Sache ist nicht zur End­ent­schei­dung reif, weil wei­te­re Fest­stel­lun­gen zu tref­fen sind. Sie ist daher zur Ver­hand­lung und neu­en Ent­schei­dung an das Beru­fungs­ge­richt zurück­zu­ver­wei­sen (§ 562 Abs. 1, § 563 Abs. 1 ZPO).

33 Für das wei­te­re Ver­fah­ren weist der Senat auf Fol­gen­des hin:

34 1. Die Fra­ge, ob eine inhalt­li­che Abhän­gig­keit des Grund­stücks­über­tra­gungs­ver­tra­ges von dem Durch­füh­rungs­ver­trag gege­ben und des­halb die An- nah­me einer recht­li­chen Ein­heit im Sin­ne des Form­ge­bots gerecht­fer­tigt ist, bedarf einer erneu­ten Wür­di­gung des Beru­fungs­ge­richts. Zur Annah­me einer recht­li­chen Ein­heit genügt es nicht, dass ein enger zeit­li­cher und wirt­schaft­li­cher Zusam­men­hang zwi­schen den Geschäf­ten besteht oder der Durch­füh­rungs­ver­trag Beweg­grund für den Abschluss des Grund­stücks­über­las­sungs­ver­tra­ges gewe­sen sein mag. Viel­mehr wird das Beru­fungs­ge­richt unter Berück­sich­ti­gung evtl. ergän­zen­den Vor­trags der Par­tei­en zu prü­fen haben, ob der Durch­füh­rungs­ver­trag Rege­lun­gen ent­hält, die zugleich das Grund­stücks­ge­schäft näher aus­ge­stal­ten und daher nach dem Wil­len der Ver­trags­part­ner auch zu des­sen Inhalt zählen.

35 2. Auf die Ein­heit der bei­den Ver­trä­ge käme es nicht an, wenn der Durch­füh­rungs­ver­trag als sol­cher aus den von den Beklag­ten mit der Gegen­rü­ge erho­be­nen Gesichts­punk­ten form­nich­tig wäre. Sie machen gel­tend, die Form­be­dürf­tig­keit fol­ge aus § 14 Nr. 3 des Durch­füh­rungs­ver­tra­ges, wonach die Gemein­de berech­tigt ist, Bau­grund­stü­cke namens und im Auf­trag des Inves­tors zum Richt­preis an drit­te Bau­wil­li­ge zu ver­äu­ßern, sofern die Beklag­te zu 1 die inner­halb des Plan­ge­biets gele­ge­nen Bau­grund­stü­cke nicht inner­halb von fünf Kalen­der­jah­ren nach dem Tag der Abnah­me der Erschlie­ßungs­an­la­gen an drit­te Bau­wil­li­ge zur zeit­na­hen Bebau­ung ver­äu­ßert hat. Die­sem Ein­wand wird das Beru­fungs­ge­richt in dem neu­en Beru­fungs­ver­fah­ren ggf. nach­zu­ge­hen haben.

36 a) Hier­bei sind die Grund­sät­ze zu beach­ten, die der Bun­des­ge­richts­hof für die Ertei­lung einer Voll­macht zur Grund­stücks­ver­äu­ße­rung auf­ge­stellt hat. Zwar bedarf die Ertei­lung einer Voll­macht grund­sätz­lich nicht der Form, wel­che für das Rechts­ge­schäft bestimmt ist, auf das sich die Voll­macht bezieht (§ 167 Abs. 2 BGB). Nach stän­di­ger Recht­spre­chung unter­liegt die Voll­macht zur Ver­äu­ße­rung eines Grund­stücks aber dann dem Form­zwang des § 311b Satz 1 BGB, wenn ihre Ertei­lung sich nur als das äuße­re Gewand dar­stellt, in das die Ver­pflich­tung zur Eigen­tums­über­tra­gung ein­ge­klei­det wor­den ist. Form­be­dürf­tig ist eine Voll­macht zur Grund­stücks­ver­äu­ße­rung fer­ner, wenn sie unwi­der­ruf­lich ist (vgl. zum Gan­zen Senat, Urteil vom 18. Sep­tem­ber 1970 – V ZR 183/67, WM 1970, 1294; Urteil vom 22. April 1966 – V ZR 164/63, WM 1966, 761, 762; Urteil vom 21. Mai 1965 – V ZR 156/64, WM 1965, 1006, 1007).

37 b) Selbst wenn davon aus­zu­ge­hen wäre, dass es sich inso­weit um eine beur­kun­dungs­be­dürf­ti­ge Ver­pflich­tung der Beklag­ten zu 1 im Sin­ne des § 311b Abs. 1 Satz 1 BGB han­del­te, führ­te der Form­ver­stoß auf­grund der in § 17 Nr. 5 ent­hal­te­nen sal­va­to­ri­schen Klau­sel nicht ohne Wei­te­res zur Gesamt­nich­tig­keit des Durch­füh­rungs­ver­tra­ges. Die Erhal­tungs­klau­sel, mit wel­cher die dis­po­si­ti­ve Rege­lung des § 139 BGB abbe­dun­gen wor­den ist, schließt eine Gesamt­nich­tig­keit zwar nicht aus, führt aber zu einer Umkeh­rung der Ver­mu­tung des § 139 BGB. Die Nich­tig­keit des gesam­ten Ver­tra­ges tritt nur dann ein, wenn die Auf­recht­erhal­tung des Rest­ge­schäfts trotz der sal­va­to­ri­schen Klau­sel im Ein­zel­fall durch den durch Ver­trags­aus­le­gung zu ermit­teln­den Par­tei­wil­len nicht mehr ge- tra­gen wird. Dies kommt ins­be­son­de­re in Betracht, wenn nicht nur eine Neben­ab­re­de, son­dern eine wesent­li­che Ver­trags­be­stim­mung unwirk­sam ist und durch die Teil­nich­tig­keit der Gesamt­cha­rak­ter des Ver­tra­ges ver­än­dert wür­de (vgl. BGH, Urteil vom 15. März 2010 – II ZR 84/09, NJW 2010, 1660 Rn. 8 mwN). Zu die­sem in den Vor­in­stan­zen nicht erör­ter­ten Punkt hat das Beru­fungs­ge­richt bis­her kei­ne Fest­stel­lun­gen getroffen.

38 3. Hin­sicht­lich des Kla­ge­an­trags zu 2 wird das Beru­fungs­ge­richt ggf. dem Vor­trag der Beklag­ten nach­zu­ge­hen haben, dass ein Teil­be­reich der von die­sem Antrag erfass­ten Flä­che nicht Gegen­stand des Grund­stücks­ver­tra­ges sei. Unab­hän­gig davon gibt die Zurück­ver­wei­sung der Klä­ge­rin Gele­gen­heit, die Fas­sung ihres Kla­ge­an­trags zu 2 anzu­pas­sen. Die Ver­äu­ße­rung ein­zel­ner Grund­stü­cke an die Beklag­te zu 2 führt zwar grund­sätz­lich nicht zur Unmög­lich­keit, die Grund­stü­cke an die Klä­ge­rin zu über­eig­nen. Zur Bewil­li­gung der Ein­tra­gung der Klä­ge­rin in das Grund­buch, die die Klä­ge­rin eben­falls ver­langt, ist die Beklag­te zu 1 als Nicht­ei­gen­tü­me­rin aber nicht berech­tigt (vgl. zur Antrag­stel­lung bei einem Eigen­tums­wech­sel auch Senat, Urteil vom 19. Janu­ar 2018 • V ZR 273/16, DNotZ 2018, 686 Rn. 10 ff.).

Stre­se­mann Schmidt-Räntsch Wein­land Göbel Haberkamp

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